Kinostart: 19.06.2025 // 28 Years Later
28 Jahre nach dem Ausbruch des Zombievirus steht Großbritannien noch immer unter Quarantäne. Niemand darf die Insel verlassen. Auf einer abgelegenen kleinen Insel außerhalb des Festlandes hat sich eine isolierte Gemeinschaft gebildet. Seit dem letzten Film haben sich die Infizierten weiterentwickelt. Sie sind schneller, intelligenter und tödlicher.
Auch wenn der Titel 28 Years Later lautet, sind in Wahrheit erst 23 Jahre vergangen, seit Regisseur Danny Boyle und Drehbuchautor Alex Garland mit dem Low-Budget-Horror-Film 28 Days Later das Zombie-Genre neu definierten. Nun hat sich das Kult-Duo erneut zusammengetan, um ihre Vision einer Welt nach dem Zusammenbruch weiterzuerzählen. Kann also der neue Teil der Saga mit dem Vorgänger mithalten?
Im Zentrum steht der 12-jährige Spike (Alfie Williams), der auf der kleinen, isolierten Insel mit seinem Vater Jamie (Aaron Taylor-Johnson) und seiner schwer kranken Mutter Isla (Jodie Comer) lebt. Der Vater geht mit seinem Sohn das erste Mal auf das Festland – ein gefeiertes Ritual, das in der neuen Welt einen wichtigen Schritt zum Erwachsenwerden darstellt. Dort kommt Spike zum ersten Mal in Kontakt mit den Infizierten.
28 Years Later ist mehr als nur ein konventioneller Horrorfilm. Im Zentrum steht eine Familie, die nicht nur von den äußeren, sondern auch von inneren Umständen geplagt wird – der junge Spike muss sich der Endlichkeit des Lebens bewusstwerden, denn seine Mutter liegt im Sterben. Die Dynamik der Schauspieler ist grandios. Aaron Taylor-Johnson spielt den Vater, der zwischen Fürsorge und strenger Härte gespalten ist. Jodie Comer verkörpert die kranke Mutter, die trotz ihrer Leiden ihre starken mütterlichen Instinkte nie verliert. Im Mittelpunkt der Handlung steht Spike – der emotionale Anker des Films. Alfie Williams überzeugt mit einer zurückhaltenden, aber berührenden Darstellung, die den Film trägt.
Die soziopolitischen Themen, die den Drehbuchautor Alex Garland in 28 Days Later interessierten, lässt er diesmal am Rande stehen. Im neuen Film beschäftigt er sich mit größeren Fragen:. Krisenbewältigung in der Gemeinschaft und die Auseinandersetzung mit Leben und Tod sind die zentralen Motive. Obwohl Garland ein qualifizierter Autor ist, der diese Elemente gut im Film unterbringt, scheint es manchmal, als würde der Film den Fokus verlieren. Besonders im zweiten Akt kommt es zu einem außergewöhnlichen Ereignis, auf das in weiterer Folge kaum eingegangen wird.
Regisseur Danny Boyle brilliert mit seinem experimentellen Stil. Durch die innovative Machart des Films (dazu später mehr) bringt er uns direkt in diese chaotische Welt. Mit mutigen Entscheidungen, wie dem „Intercutting“ multimedialer Inhalte, fügt er dem ohnehin ernsten und düsteren Film eine zusätzliche intensive Ebene hinzu. Als Vater und Sohn die Insel verlassen, schneidet Boyle zu Ausschnitten britischer Propagandafilme und Sequenzen aus Laurence Oliviers Henry V. Im Hintergrund hört man das Gedicht Boots von Rudyard Kipling, gelesen von Taylor Holmes im Jahr 1915 – ein unheimlicher Text über Soldaten, die in den Krieg ziehen.
28 Days Later war revolutionär in seiner Machart – es war nämlich der erste Blockbuster, der mit einer einfachen Digitalkamera (Canon XL1) gedreht wurde. Diese Kamera wurde davor eher für Familienvideos verwendet. Die leichte und einfach zu bedienende Kamera erlaubte es, schnelle und agile Bilder zu kreieren, die einen durch den „Found-Footage-Look“ sofort in die düstere Welt katapultierten.
28 Years Later greift diese Tradition wieder auf und wurde mit mehreren iPhone 15 Pros gedreht. Mithilfe des iPhones konnte die Filmcrew schnell handeln und neue, experimentelle und atemberaubende Bilder einfangen, die man so noch nie gesehen hat. Für einige Shots wurden zum Beispiel 20 iPhones nebeneinander gestaffelt, um den sogenannten „Bullet-Time-Effekt“ zu erzeugen – ein Effekt, der erstmals in The Matrix zum Einsatz kam. Mithilfe kreativen Schnitts entstehen dadurch fesselnde Bilder.
Da herkömmliches Filmequipment oft sehr schwer ist, ist es nahezu unmöglich, dieses in abgelegene Natur mitzunehmen. Durch die leichte Kamera konnte man überall filmen – auch an den verlassensten Orten Großbritanniens.
Während 28 Days Later noch vom „Low-Quality-Look“ geprägt war, wirken die Bilder des iPhone 15 Pro spektakulär. Dadurch wird deutlich, wie weit sich die digitale Technologie in den letzten Jahren entwickelt hat. Ein Gerät, das in die Hosentasche passt, ist mittlerweile gut genug, um einen visuell überwältigenden Blockbuster zu filmen.

Mit dem Fundament starker Charaktere, einer tiefschichtigen emotionalen Handlung und der experimentellen Machart wird 28 Years Later zu einem grandiosen Kinoerlebnis. Auch wenn die Themen des Films je nach Akt schwanken und der Film dadurch manchmal etwas unfokussiert wirkt, bleibt die ergreifende Geschichte eines Sohnes, der seiner schwer kranken Mutter helfen möchte, stets im Vordergrund.
28 Years Later
Mit: Jodie Comer, Aaron Taylor-Johnson, Jack O’Connell, Alfie Williams, Ralph Fiennes
Regie: Danny Boyle
Drehbuch: Alex Garland
Kamera: Anthony Dod Mantle
Schnitt: Jon Harris
Seit 19. Juni 2025 in den österreichischen Kinos
Fotos: © Sony Pictures All Rights Reserved